Trotz größter Anstrengungen war kein Alchimist je in der Lage, auch nur ein Gramm Gold herzustellen. Was die Kunst des Goldmachens betrifft, ist die Entwicklung der Alchimie eine Geschichte der Vergeblichkeit. Dennoch erwies sich die Alchimie als nützlich, denn durch sie wurden vielerlei Kenntnisse über verschiedene Stoffe gefördert. Als Nebenprodukt der Goldmacherei gelang dem deutschen Alchimisten Johann Friedrich Böttger zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Erfindung des europäischen Porzellans. Aus heutiger Sicht lassen sich die Versuche der Goldmacher belächeln, doch die Alchimisten verfügten nicht über das Wissen der modernen Chemie. Sie wussten nichts über die Beschaffenheit von chemischen Elementen und die Ordnung des Periodensystems.
Das alchimistische „Wissen" stützte sich auf die Vier-Elemente-Lehre der griechischen Naturphilosophie. Dieser einflussreichen Lehre zufolge, die viele Jahrhunderte das Denken bestimmte, bestehen alle Stoffe aus den vier Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde – jeweils in einem anderen Mischungsverhältnis. Verändert man dieses Verhältnis der vier Elemente, erhält das Material andere Eigenschaften. Darauf beruhte jahrhundertelang der Glaube der Alchimisten, dass man Stoffe verwandeln kann. Die Ablösung dieser traditionellen Elementenlehre setzte ein, als Antoine Lavoisier 1783 der Nachweis gelang, dass Wasser kein unteilbares Element ist, sondern aus zwei verschiedenen Gasen zusammengesetzt ist, Sauerstoff und Wasserstoff. Diese Entdeckung war ein großer Schritt auf dem Weg zur Einsicht, dass es unmöglich war, Gold zu „machen". Hier liegen die Anfänge der modernen Chemie.
Verschwenderische Könige und Fürsten waren von der Aussicht, dass man Gold künstlich herstellen könne, begeistert. Kriegsführung, Prunksucht und Bauwut waren kostspielig. Nicht wenige Herrscher beschäftigten einen Hofalchimisten in der Hoffnung, ihre leeren Kassen füllen zu können. Eine ganze Reihe von Alchimisten glaubte ernsthaft daran, Gold herstellen zu können. Viele davon waren aber Schwindler, die das Wunschdenken ihrer Auftraggeber skrupellos nutzten, um sich zu bereichern. Dieses Vorgehen war jedoch gefährlich, viele gescheiterte Goldmacher landeten im Kerker, am Galgen oder auf dem Scheiterhaufen, wie das Beispiel des italienischen Alchimisten Domenico Caetano zu Beginn des 18. Jahrhunderts zeigt. Seine schillernde Lebensgeschichte ist eine echte Räuberpistole.
Die Laufbahn des charmanten Betrügers und Hochstaplers begann mit der Annahme eines falschen Adelstitels. Graf Ruggiero, wie er sich in der Folge nannte, erweckte das Interesse seiner hochrangigen, adeligen Auftraggeber mit einem simplen Trick. Bei einer Probevorführung zauberte er mit Hilfe des Steins der Weisen, über den er vorgeblich verfügte, eine kleine Menge Goldes hervor, um dann die massenhafte Herstellung des edlen Metalls in Aussicht zu stellen. Seine Dienste ließ sich Caetano fürstlich entlohnen, er reiste mit livrierten Dienern und lebte in Saus und Braus. Bevor der Schwindel aufflog, machte er sich immer wieder aus dem Staub. Doch die Geschichte nahm kein gutes Ende für den pfiffigen Scharlatan. Am Ende hatte er den Bogen überspannt, und er konnte sich nicht mehr durch Flucht entziehen. Wegen Betrugs, Landesverrats und Blasphemie wurde er vom preußischen Kammergericht zum Tode verurteilt und im August 1709 an einem mit Flittergold beklebten Galgen aufgehängt.